Tübinger Stadtspaziergang

„Hier kotzte Goethe“. Das von der Witterung stark mitgenommene Schild unterhalb eines Sprossenfensters am Cottahaus weist mit diesen knappen Worten auf den Tübingen-Besuch des reiselustigen und vor allem trinkfreudigen Dichters im September 1797 hin.
Keine Ahnung wie oft wir dort schon mit oder ohne unser 60csx vorbeimarschiert sind. Kunststück – das malerische und geschichtsträchtige Städtchen am Neckar ist ja auch keine Autostunde von unseren Heimat-Koordinaten entfernt. Trotzdem immer wieder schön. Studentenstadt eben.


Für Erstbesucher empfiehlt sich der Tübinger Stadtspaziergang. Etwa zwei Stunden sollte man einplanen für die Tour durch die alten Gassen, vorbei am Schloss. Bei der Gelegenheit lassen sich mit ein paar kleinen Umwegen auch noch einige Tradis auf dem Weg einsammeln. So dauert die Runde natürlich entsprechend länger. Das dürfte dann in etwa die Zeitspanne sein, die wir alleine für den Multi benötigten, schließlich hatten wir uns einen bitterkalten und eisglatten Wintertag für dieses Unternehmen ausgesucht, was in Kombination mit Kopfsteinpflaster und den zu bewältigenden Steigungen die Terrainwertung glatt um zwei Punkte erhöht haben dürfte. Trotzdem hatten wir Spaß und ja jetzt kommt diese Litanei wieder: wir kamen an Orte, die wir ohne dieses „Geokätsching“ in all den Jahren komplett übersehen hatten.

Für den kleinen Hunger zwischendurch mögen wir gerne mal Falafel. Mitten in der Altstadt, in der Metzgergasse, gibt es die Kichererbse. Mehr Imbiss als Restaurant, alles wird hier frisch zubereitet, die frittierten Kichererbsenbällchen und das Fladenbrot sind knusprig, eben alles so, wie man sich dieses orientalische Gericht vorstellt. Falls es hinterher noch was Süßes sein darf: Eines unserer Lieblingscafés ist gleich um die Ecke. Allerdings meistens voll. Mit mehr als zwei Personen wird es oft schwierig in dieser gemütlich im 60er und 70er Jahre-Stil eingerichteten Location einen Platz zu ergattern. Na ja, gute Schlemmerlocations sprechen sich rum, verständlicherweise.

Ein paar Meter weiter, direkt am belebten Holzmarkt, findet sich frech versteckt eine für Stadtzentren ungewöhnlich große Dose. Da bleibt nur: Selbstbewusst und ohne Umschauen darauf zugehen und ganz selbstverständlich loggen. Das dürfte an dieser exponierten Stelle die unauffälligste Art und Weise sein, sich dem Cache zu nähern.
Immer wieder viel Vergnügen bereiten uns die Dosen von Álfadrottning. Eine Cacherin, die ein besonderes Faible für Island hat. Das macht auch den originellen Charme ihrer Dosen aus. So gibt es unter anderem eine spezielle Cache-Serie über die isländischen Weihnachtsmänner ( Jólasveinar ), dreizehn an der Zahl und etwas rauh im Umgang. Anders als bei uns kommen diese Herrschaften ab dem 12. Dezember aus den Bergen runter zu den Menschen. Jeden Tag trifft ein anderer ein, bis am Heiligen Abend alle versammelt sind. Keine Sorge, die Caches, mit dem immer sehr passenden Final, kann man trotz ihres weihnachtlichen Hintergrunds zu jeder Jahreszeit machen.

Auf dem Programm für einen der nächsten Besuche steht der Multi Lost Place – Tübinger Zoo – Hic sunt Leones. Kurioser Weise besaß das Neckarstädtchen nämlich zwischen 1907 und 1919 einen eigenen kleinen Zoo, den „Tiergarten Tübingen“. Der einheimische Eugen Mannheim hatte diesen aufgebaut, komplett mit Wirtschaftsgebäuden, Scheunen, Gehegen und Käfigen für Raubkatzen, Bären, Rinder und Vögel sowie Teichen für Fischotter und Seehunde. Dann kamen unruhige Zeiten, der erste Weltkrieg begann und Mannheim wurde zum Militär eingezogen, was zum Niedergang des Zoos führte. Nur noch ein kleiner Rest der Käfige und Raubtiergänge liegt heute fast vergessen mitten im Wald und bekommt Dank einer Dose mittlerweile regelmäßig wieder Besuch.


Zum Abschluss gibt es Pizza. Oder Pasta. Je nach Lust und Laune. Immer wieder gerne lassen wir bei Giovanni den Cache- oder Shoppingtag ausklingen. Etwas außerhalb des Zentrums, weg von der Postkartenidylle, zwar direkt neben den Tennisplätzen aber nah am Neckar gelegen und ohne Parkplatzprobleme. Zu zivilen Preisen gibt es hier absolut leckeres italienisches Essen, serviert von meist gut gelaunten Mitarbeitern.

10 Kommentare

  1. Hach, wie schön! Als ich noch in Tübingen lebte, war ich noch keine Cacherin. Aber dafür war ich sehr gerne im Cafe Binder! Und ich muss, nicht zuletzt nach diesem Beitrag, dringend mal wieder hin, um die Stadt nun auch mal mit den Augen der stets Suchenden zu sehen 🙂
    Danke, das Lesen hat mir viel Freude bereitet!

  2. vielen Dank für den schönen Artikel, so komme ich wenigstens trotz des zur Zeit sibirischen Wetters mal wieder „raus“. Nur ein Problem, jetzt habe ich Hunger 😉

  3. Das macht ja echt neugierig auch mal einen Ausflug nach Tübingen zu machen.

    Viele Grüße

    Dude

  4. Das könnte ich mir gut für die nächste 6K Tour vorstellen. Allerdings erst wenn es wieder deutliche Plustemperaturen hat, denn Eisdielen gibts dort ja bestimmt auch 😀

    Vielen Dank für den tollen Bericht und Viele Grüße aus Neu-Ulm

  5. Schade, dass Tübingen von hier so weit weg ist, das hört sich wirklich sehr sehenswert an. Bei meinem nächsten Besuch in der Region muss ich dem Städtchen wohl mal einen Schlemmer-Besuch abstatten und nebenbei noch ein paar Caches genießen, oder so 😉

    Liebe Grüße aus dem Nordwesten von Hamburg

    Annett

  6. @anka_1977 Auf jeden Fall musst Du mal wieder vorbeischauen. Es lohnt sich. 🙂

    @D-Buddi Hunger? Vielleicht solltest Du Dir angewöhnen, vor dem Lesen eines Artikels hier im Blog erst mal was zu essen. 😉

    @Big Lebowski Ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Wir machen das alle paar Wochen mal.

    @Spike05de Ach ich bin mir sicher, wenn wir gemeinsam TÜ unsicher machen, werden am Ende des Tages die 6K locker erreicht sein. 😀

    @alligateuse Ganz klar ein Ausflugsziel auf der gemeinsamen To-Do-Liste für Deinen nächsten Aufenthalt bei uns im Ländle. 🙂

  7. Sehr schöner Artikel, der genau wie bei anka_1977, auch bei mir viele schöne Erinnerungen an meine Tübinger Zeit wachruft. Nun freue ich mich darauf Tübingen demnächst noch einmal catchend zu entdecken, vielleicht ja dann auch mal wieder gemeinsam mit anka_1977 auf Dosensuche.

    Vielen Dank für den schönen Bericht und viele Grüße aus Karlsruhe,
    Stefan

  8. @SteBu76 Mit Karlsruhe hast Du aber auch einen guten Wohnort-Fang gemacht. Da sind wir oft und gerne. 🙂

  9. Sehr schöner Bericht und natürlich genau das richtige Städtchen. Bei unserem letztem TÜ Besuch haben wir noch eine Stocherkahn fahrt gemacht, man sieht die kleinen Bote auf eurem Bild (Abfahrt direkt unterhalb Hölderlinturm). Mit der Auswahl des Restaurants hatten wir hingegen nicht so viel Erfolg, so dass wir uns beim nächsten mal gerne auf euren Tipp verlassen werden 😉

    Schöne Grüße aus Heilbronn, BestCeller

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