Up the close and down the stair

„Up the close and down the stair“, die Anfangszeile eines Kinderreimes führt uns bei strahlendem Sonnenschein durch das alte Edinburgh, auf den Spuren zweier berüchtigter Serien-Mörder aus dem 19. Jahrhundert. Die Stimmung ist trotz des düsteren Themas bestens, da der Multi weitgehend auf touristisch wenig frequentierten Wegen verläuft, äußerst unterhaltsam aufbereitet ist und uns an Ecken führt, die wohl in keinem Reiseführer stehen. Außerdem liegt in der Nähe der Route eine unserer bevorzugten Schlemmerlocations: Das Dovecot Café, der perfekte Ort um in Ruhe einen Cappuccino zu trinken oder um eines der hervorragenden Sandwiches zu genießen. Frau Schultzes persönlicher Favorit: Pastrami with Highland Brie. Untergebracht in einem ehemaligen Badehaus mit Schwimmhalle aus dem 19. Jahrhundert, beherbergt das Gebäude auch noch verschiedene Weberei-Studios, sowie eine Galerie, alles sehr sehenswert.

Wunderschön und ebenfalls weit ab der Touristenpfade verläuft der Water of Leith Walk durch die Stadt. Wer möchte, kann ca 20 Kilometer entlang des Flüsschens Leith bis zum gleichnamigen Hafen und Stadtteil am Firth of Forth wandern. Wir haben uns den Mittelteil herausgesucht, passieren die Schottische Nationalgalerie, betrachten Graureiher auf Fischfang und das pittoreske Dörfchen Dean Village – früher Kornkammer der Stadt mit elf Getreidemühlen, heute alles behutsam restauriert. Das alles selbstverständlich nicht, ohne ein paar Döschen am Wegesrand zu suchen ( GC2A6ZE, GCH440, GC76AE, GC2A6Z4 ).

Edinburgh ist voll von Geschichten und Legenden. Berühmte Dichter und Denker lebten und arbeiteten in dieser Stadt. Ganz oben auf der Hitliste steht der schottische Nationaldichter Robert Burns, ihm wurde ein Denkmal errichtet, mit prachtvollem Blick auf die Stadt und auf Arthur’s Seat. Zusätzlich mit einer Dose dekoriert, an der Ausarbeitung lässt sich aber vielleicht noch etwas feilen. Weiter unten im Getümmel der Leith Street direkt an der Endhaltestelle der einzigen Straßenbahnlinie, steht ein Mann mit Deerstalker-Mütze, Inverness-Mantel und Pfeife auf einem Podest, direkt gegenüber dem ehemaligen Geburtshaus seines Erfinders: Sherlock Holmes, die Finallocation eines Multis fest im Blick. In Deutschland eventuell weniger bekannt ist der Schriftsteller Alexander McCall Smith. Er ist unter anderem Autor einer Krimiserie, die in Botswana spielt, Kenntnisse daraus können hilfreich sein um den dazugehörigen Mystery zu lösen. Der Final wird vor allem diejenigen erfreuen, die noch weitere Bücher des Autors gelesen haben. Und dann ist da ja noch die Geschichte von Bobby, um genau zu sein Greyfriars Bobby. Ein kleiner Terrier, der dem Polizisten John Gray gehörte und nach dessen Tod den Rest seines Lebens – immerhin 14 Jahre lang – am Grab seines Herrchens bei der Greyfriars Kirche in der Altstadt verbracht hat. Angeblich verließ er den Friedhof nur zu den Mahlzeiten im nahe gelegenen Coffee House. Heute erinnern eine lebensgroße Statue und ein Cache an diesen treuen Weggefährten.

Nach all diesen literarischen Ausflügen haben wir uns den obligatorischen Cream Tea wohlverdient. Die Scones in Schottland sind meist größer und kompakter als im Süden Großbritanniens und Clotted Cream ist hier eher die Ausnahme, normalerweise werden Butter und geschlagene Sahne dazu serviert. Fündig werden wir vor allem in der New Town von Edinburgh. Hier gibt es viele bunte, kreative, kleine Cafés und Kneipen. Besonders schön: Casa Angelina, ein winziger Tearoom im Untergeschoss eines der typischen klassizistischen Gebäude in diesem Stadtviertel. Die Namensgeberin war die Großmutter der Besitzerin und wäre heute wohl stolz auf die Backkünste ihrer Enkelin. Ganz anders, aber auch einer unserer Favoriten: Bon Papillon. Eigentlich eine Galerie und Rahmenwerkstatt, gibt es im vorderen Bereich ein Café mit kleinen Snacks und selbstverständlich Cream Tea in hervorragender Qualität. Man sitzt etwas länger hier, schlicht weil es so viel zu sehen gibt. Überall Bilder, selbst auf dem winzigen WC.

Einen schönen Blick auf eines der Wahrzeichen von Edinburgh hat man von einem Cache der Reihe GC10. Die Cacheserie ist in UK entstanden um 10 Jahre Geocaching zu feiern. Dosen wurden hierzu an besonders bekannten und markanten Punkten des Landes versteckt. In diesem Fall handelt es sich natürlich um die Burg, die über der Stadt thront. Die Entscheidung den Cache am Fuße des Castle Rocks zu verstecken war perfekt. Erstens hat man die Sehenswürdigkeit gut im Blick und zweitens würde man oben inmitten von Touristen bewaffnet mit Selfiesticks, ohnehin nicht in Ruhe suchen können. So meiden wir so gut es geht auch die überfüllte Royal Mile und machen uns auf in den Wilden Westen. Definitiv eine der skurrilsten Cachelocations, die wir bisher besucht haben. In einem Hinterhof im Stadtteil Morningside findet sich ein kleines Stück Western-Atmosphäre komplett mit Saloon und Gefängnis. Das Ganze stammt aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts und war Teil einer Werbeaktion für ein Geschäft, das mit Santa Fe Style Möbeln handelte.

Eine weniger bekannte Ecke Edinburghs ist der Stadtteil Leith. Hier liegt die königliche Yacht Britannia als Museumsschiff vor Anker. Einst ein wichtiger Hafen, ging es mit der Gegend Mitte des letzten Jahrhunderts steil bergab. Mittlerweile wurden jedoch große Teile der Gebäude saniert und Leith hat sich zu einem Szeneviertel entwickelt. Ausgiebig betrachten lässt sich das mit Hilfe eines kurzweilig gestalteten Multis rund um die Leithmündung über altes Dockgelände, vorbei an maritimen Skulpturen, historischen Gebäuden, alten Pubs und moderner Architektur.