Schlemmercachen in Lima

Wir melden uns zurück aus der Weihnachtspause mit einem Artikel in dem die besuchten Locations nicht mal so um die Ecke liegen. Während seines Peru-Aufenthalts hat webdax unter anderem die Hauptstadt Lima unsicher gemacht und uns einen Schlemmercacher-Gastbeitrag geschickt.  Herzlichen Dank dafür.
Wenn ihr auch spannende Locations in Nah in Fern kennt,  freuen wir uns auf eure Beiträge.

[simage=30,144,y,left]Es gibt ja Leute, die reisen gern in fremde Länder. In einem Land, dessen Sprache man nicht spricht, oder wo man nicht so einfach eine Landkarte bekommt, ist es recht geschickt wenn man sein GPSr bei sich hat, auf dem die Ziele, die man besuchen will gespeichert sind. Selbst in Ländern, in denen man fragen könnte, ist es oft recht hilfreich, denn es gibt Kulturen, da ist es dem Gefragten äußerst peinlich das Gesicht zu verlieren, weil er den Weg vielleicht gerade auch nicht richtig weiß, so daß er einfach eine Antwort gibt, die beliebig falsch sein kann. Da hilft dann ein Plausibilitäts-Check mit dem GPSr enorm, insbesondere wenn man nicht übermäßig viel Zeit hat. Da der Besitz eines GPSr natürlich auch zum Cachen verleitet, gehören auch immer mehr Weltenbummler der Geocaching-Community an. Grund genug hier mal einen Beitrag aus einem fernen Land zu posten.[simage=29,144,y,right]Vielleicht aber träumt auch der eine oder andere Stubenhocker und Hometown-Cacher von der großen weiten Welt und fremden Kulturen und weiß nur noch nicht recht wohin, denn die Auswahl im Reisebüro ist ja erdrückend. Nun, in diesem Beitrag will ich mal einen Vorschlag machen, für die, die ihr GPSr mal richtig andere Koordinaten schnuppern lassen wollen und dabei so richtig was erleben wollen. Um die erste Stelle der Koordinatenanzeige mal zum Kippen zu bringen, ist natürlich die Südhalbkugel angesagt. Der große Wagen am Sternenhimmel ist ja allmählich auch langweilig, dagegen mal das Kreuz des Südens zu sehen, das hat schon was. Man kann jetzt abwägen, Afrika, Neuseeland/Australien oder Südamerika. Also was den Kulturschock anbelangt liegt da Südamerika ziemlich in der Mitte. Und wer ein bisschen Französisch oder Italienisch kann, der kommt auch mit dem Spanisch sicher besser zurecht als mit asiatischen Sprachen und Englisch ist nicht wirklich eine Herausforderung.

Kulturell gesehen hat Südamerika eine enorme Bandbreite. Wenn man die entsprechenden Länder anschaut, tut sich diesbezüglich Peru besonders hervor. Peru ist geprägt von den Inkas und den anderen präkolumbianischen Stämmen der Anden, aber auch von den Kulturen im Amazonas-Becken, und der Pazifikküste. Für eine 4-wöchige Perureise bietet es sich an, die folgenden touristischen Ziele mal auf die Liste zu schreiben:

  • Cusco mit den Inka-Ruinen am Macchu Pichu und im Valle Sagrada
  • Arequipa, Nasca und die Colca-Schlucht
  • Puno am Titicaca-See
  • Der Amazonas-Dschungel bei Iquitos

Der Dreh-und Angelpunkt ist natürlich die Hauptstadt Lima in der die internationalen Flüge ankommen und die inländischen Flüge abgehen. Da die Zahl der Touristen gegen die 7 Millionen Einwohner immer noch klein ist, ist das Flair der Stadt sehr durch die Einheimischen geprägt. Und Lima muss man gesehen haben. Kaum eine andere südamerikanische Hauptstadt hat so viele Gegensätze in jeder Hinsicht zu bieten wie Lima, geografisch wie kulturell. In Lima liegen auch die meisten Caches von der überschaubaren Zahl von etwa 50 im Land. [simage=28,144,y,left]Die meisten der Caches liegen entlang der extrem schönen Uferpromenade auf den Felsen entlang der Pazifikküste (Costa Verde). Diese Caches haben aber alle das Problem, dass Parks in Lima, von denen es in der Stadt unzählig viele gibt, extrem intensiv gepflegt und betüttelt werden. Pro qm gibt es oft mehr als einen Gärtner (lokale Arbeitsbeschaffungsmaßnahme). Außerdem gibt es für alles was mehr als 1 Sol Wert hat (0.25 Euro) einen Aufpasser. Nicht ohne Grund, denn das Rechtsempfinden ist auch etwas anders als in Europa. Das macht das Verstecken von Dosen extrem schwierig und deren Lebenserwartung ist entsprechend gering. Um Frust zu vermeiden empfiehlt es sich daher immer ein Filmdöschen mit Logbuch mitzubringen und das Döschen gegebenenfalls zu ersetzen (die Owner wohnen sowieso meist im Ausland und freuen sich).

Die beiden schönsten Caches an der Uferpromenade sind meiner Meinung nach:

Mit schön meine ich aber eher die Location als die Dose. Der Intihuatana ist der Hauptumschlagplatz für Coins und Travelbugs der Cacher-Touris aus aller Welt. Allerdings ist er meiner Meinung nach höchst riskant.

[simage=31,144,y,right]Ein Cache, der immer relativ einfach zu machen ist (da virtuell) ist dagegen der PPP (Presidential Person Plaza) by Wanderwolf. Er eignet sich besonders wenn man in Eile ist und dennoch einen Souvenir-Cache aus Peru in der Statistik haben will. Das Plaza Kennedy im Zentrum des „reichen“ Stadtteils Miraflores ist auch ganz nett aber nicht wirklich aufregend.

Wer dagegen mehr Zeit mitbringt, dem sei der TOP 10 POI Lima empfohlen. Damit lernt man die wesentlichen touristischen Punkte der Stadt kennen. Man kann ihn auch ganz gut von daheim aus vorbereiten. Schön ist der Above Lima, nicht nur weil ich die Ownerin gut kenne, sondern weil die Location bei gutem Wetter echt atemberaubend ist.

Der Rest an Caches haut einen dagegen nicht so sehr vom Hocker (bei dem an der Mormonenkirche war ich allerdings noch nicht). Mal sehen, vielleicht kann ich Gorranata dazu bewegen noch einen in Barranco zu legen, das ist ein echt schönes Stadtviertel aus der Koloionalzeit mit Stadtstrand und tollem Blick auf die Küste.

So, damit wäre dann das Thema Cachen in Lima schon beendet, es sei denn ihr wollt noch etwas Entwicklungshilfe leisten. Lock-Lock Döschen gibt’s in allen Grössen in der Supermarktkette Wong z.B. in Miraflores, Logbücher muss man eher in einer kleinen Libreria auf der Straße kaufen und sehr schöne Goodies gibt’s auf dem Inka-Markt. Beim Verstecken ist es eher gut wenn das Döschen wie Müll aussieht, denn Müll wird selten weggeräumt.

Nun kommen wir aber endlich zum kulinarischen Teil dieses Beitrags.

[simage=40,144,y,left]Die Küche ist Teil einer jeden Kultur, das ist bekannt. Und erhaltenswerte Kulturen leiden besonders unter der Globalisierung. Egal wo man auf der Welt hingeht, Coca Cola, Mc Donalds und Starbucks gibt’s überall. Das Kultur-zerstörerende Werk gewisser Supermächte dieser Welt ist unübersehbar. Auch in Lima. Allerdings darf man bei allen derartigen Anschuldigungen nicht vergessen, dass auch das GPS, Glonass und Gallileo genau wie Jeans ein Werk solcher Supermächte ist. Dennoch bin ich überzeugt, dass im Gegensatz zu Klamotten und elektronischen Gadgets die lokale Küche eines Landes deutlich immuner gegen den Einheitsbrei der westlichen Welt sein wird. Das liegt z.B. an der Transportfähigkeit und den Transportkosten der Grundnahrungsmittel. Wer in Lima eine reife Mango kauft und den Geschmack und die Kosten mit einer Mango in Deutschland vergleicht, der merkt sofort, was ich damit meine. Und wenn es bei einer Parallel-Existenz der nativen und der importierten Fast-Food Küche bleibt, dann hab ich nichts dagegen. Denn wer abseits der westlichen Welt mal an Verdauungsproblemen gelitten hat, der weiß auch die beruhigende Wirkung einer Cola-Weissbrot–Diät zu schätzen.

Dazuhin hat die Entdeckung des Wortes Pizza auf der Speisekarte eines Restaurants in einem fernen Land etwas Beruhigendes an sich, sei es dass man Jugendliche Mitreisende hat oder sei es einfach der Gedanke einen Notnagel zu haben, wenn der Versuch sich in fremde Küchen-Kulturen vorzuarbeiten erst mal auf dem stillen Örtchen endet. Gott sei Dank ist die Wahrscheinlichkeit dafür in Peru recht gering, denn die Küche ist mit der mediteranen sehr verwandt (Dank Kolumbus). Trotzdem sollte man sich an den Trapper-Grundsatz „Boil it, peel it or forget it“ halten. Dazu gibt es bei Restaurants noch ein ungeschriebenes Gesetz, das man beachten sollte: Gehe nie in ein Lokal, in dem keiner sitzt. Ansonsten entwickelt man recht schnell die notwendige hygienische Intelligenz, die das Schlimmste verhindert.

In Lima beginnt man seine kulinarischen Streifzüge am besten in Miraflores. Im Bereich der Touristenmeile Llarco Mar gibt es jede Menge erstklassige Speise-Restaurants mit hohem Qualitätsstandard, die sowohl die lokale Küche des Landes anbieten, aus dem die Kartoffel kommt und als auch eine Rückfallposition auf die „westliche“ (genau-genommen östliche) Küche, die aber oft auf peruanische Weise abgewandelt wird. Sei es dass frische Ananas, Mangos oder Papayas im Reis sind oder dass eine Soße mit etwas Pisco aufgepimpt wird. Als Stadt an der Küste zählt natürlich frischer Fisch zu einem Hauptbestandteil der Speisekarte. Eine besondere lokale Fisch-Spezialität ist das „Cebiche“. Das ist ein in Zitronensaft eingelegter roher Fisch, der oft mit Zwiebeln, lokalen Nüssen und Mais serviert wird. Sehr lecker.

Da ich aber die Vorliebe der Owner dieser Webseite für Cafés kenne, will ich mich mit meinen Beitrag auf diese kulinarische Ecke konzentrieren.

Egal wen man in Lima trifft und fragt, es ist unumstritten: Das Café San Antonio, das es in verschiedenen Ausprägungen zur Zeit mit 8 Filialen in der Stadt gibt, führt unumstritten die Rangliste mit viel Abstand an.  Schon den Slogan, den sich der Betreiber zu eigen gemacht hat, lässt vermuten, dass sich hier jemand mehr Gedanken gemacht hat, als „wie kommt man am schnellsten zu Geld“:

LA TRADICION DE AYER, LA TECNOLOGIA DE HOY Y LA CALIDAD DE SIEMPRE“.

[simage=36,144,y,right] Zu Deutsch: „Die Tradition von gestern, die Technologie von heute und die Qualität von immer“. Wenn man in das Cafè San Antonio reinkommt spürt man diese Einstellung sofort – geschmackvolles Ambiente, aufmerksames und hilfsbereites Personal und ein gigantisches Spektrum an Köstlichkeiten, das die Gäste quasi während des Aufenthalts ständig umgibt, da es hinter Vitrinen schön trappiert ist ist, so dass das Auge noch Stunden weiteressen kann, auch wenn der Magen schon lange nicht mehr kann.

[simage=38,144,y,left]Das Sortiment umfasst nicht nur Süßspeisen sondern auch „Salziges“, wie Salate, Empanadas (mit Fleisch oder Fisch gefüllte Teigtaschen) oder eben Pizzas. Die Kuchen und Pasteten sind natürlich von den lokal verfügbaren Zutaten geprägt. So gibt es jede Menge Obstkuchen mit Früchten wie Mango, Maracuja, Ananas aber auch Erdbeeren. Bei den Cremetorten ist die Nähe des Kaffee- und Kakaoanbaus nicht zu übersehen. Allerdings ist die Süße für mich oft etwas zu heftig. Das liegt sicher daran, dass hier ein Kilo naturbelassener brauner Rohrzucker weniger als 50 Cent kostet (das Zuckkerrohr sieht man oft sogar als Zierpflanze in Parks und Gärten). Dafür sind die Portionen aber Tapas-artig portioniert, so dass man keinen Kohlenhydratschock fürchten muss, auch wenn man mehrere der leckeren Pastetchen verkostet.

[simage=35,144,y,right]Man kann der Verdauung auch mit köstlichem Kaffee nachhelfen, dessen Vertriebsweg so kurz ist, dass die aromatragenden Moleküle gar nicht erst merken, dass sie sich ja auch verflüchtigen könnten, bis sie auf dem Gaumen landen. Die Schokolade ist natürlich auch verdammt frisch und die Geschmacksrichtungen sehr südamerikanisch d.h. eher bitter und dunkel, wenn es sich um hochwertigen Sorten handelt. Es gibt auch herrliches Eis im Café San Antonio. Es gibt die bekannten Geschmacksrichtungen wie Stracciatella, Krokant, die ganzen exotischen Früchte, aber auch unbekanntes wie Lucuma oder Aguache (beides lokale Früchte).

Ich war allerdings den ganzen Morgen bei Saga Falbella und Ripley im Jockey Plaza einkaufen, was sehr anstrengend war, da meine jugendliche Reisebegleiterin immer enorme Entscheidungsschwierigkeiten bei der Klamottenwahl hat und es dort ein unüberschaubares und sehr günstiges Angebot gibt (die Levis Jeans kostet umgerechnet 20 Euro). Daher hatte ich mächtig Hunger, als ich am Café San Antonio ankam. Dort bestellte ich mir erst mal einen:

  • Ensalada Toscana (Vinigreta de la Casa)
  • Lechuga organica, rugula, tomates sechos marinados, prosciutto y queso parmesano

für 14 Nuevos Soles (umgerechnet 3.50 Euro) dazu ein Frozen Maracuja.

[simage=49,144,y,right]Das Übersetzen spar ich mir jetzt und füge lieber ein Bild an. Danach nahm ich noch ein Erdbeertörtchen und einen Cortado (spezieller Kaffee) und eine Kugel Krokanteis. Das reichte um pappsatt zu werden.

Während des Besuchs fiel mir dann noch auf, dass an jedem Stuhl eine kurze Hundeleine mit massivem Karabinerhaken angebracht war. Als ich Gorranata fragte, wozu das gut sei, sagte sie: „Damit man die Speisen auch wirklich genießen kann und nicht immer auf die Handtasche aufpassen muss“. Das hat wohl seine Berechtigung hier und ist echt kundenfreundlich, dachte ich mir und klinkte meine Kameratasche mal vorsichtshalber ein. Wem trotzdem das GPSr in Lima geklaut wird, kein Problem, bei Radio Shack im ACE am Jockey Plaza gibt’s Ersatz. Mein Garmin Vista HCx kostet dort allerdings 1900 Soles also umgerechnet 500 Euro. Es ist daher besser, wenn man auf sein heiliges Zeug gut aufpasst.

Als ich dann nach mehr als einer Stunde intensivem Gaumen- und Augenschmaus schließlich die Lokalität verließ und an der Kasse vorbeilief, fiel mir aber doch noch was blaues quadratisches ins Auge und ich musste schmunzeln. Was drauf stand war „Ritter Sport“, Preis umgerechnet 9 Euro. Wie war das noch mit der Globalisierung und Coca Cola? Alle Achtung an den deutschen Familienbetrieb aus Waldenbuch, echt gutes Marketing, die Schokoladentafeln von hier sind dagegen immer deutlich länger als breit und man braucht deutlich länger bis man an den Suchtstoff rankommt.

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5 Kommentare

  1. …Beim Verstecken ist es eher gut wenn das Döschen wie Müll aussieht, denn Müll wird selten weggeräumt…lol.
    —————————————–
    Interessanter Reisebericht.
    —————————————–
    Trotzdem zögere ich noch in einem fremden Land ein Cache zu suchen. Man weiß ja nie, was einem erwartet, falls man erwischt wird (-:

    Gruß, Martina

  2. Danke, Herr webdax für den interessanten Bericht! Dass man in Peru exzellent Wandern kann, wurde bereits von einer Kollegin mit Bildern und Erlebnisberichten bewiesen.

    Ich hoffe, du bist wohlerhalten wieder ins Rittersport-günstig-Land zurückgekehrt.

    Gruß Lilly

  3. @ Martina
    Im Ausland cacht es sich eigentlich recht entspannt. Photoapparat und fremde Sprache sind immer noch eine gute Tarnung. 😀

    @ Lilly
    Nee, der Herr webdax sitzt leider noch in Atlanta und wartet auf seinen Anschlussflug, nachdem unsere amerikanischen Freunde mal wieder das übliche Procedere abgespult haben. 😀

  4. Reiseberichte sind doch immer wieder faszinierend und lesenswert. Vielen Dank dafür!

    Tim

  5. Ja, da ist was dran (-:

    Danke für Euren lieben Kommentar auf meinem Blog.
    Auf bald!
    Martina

    P.S. Euer Gravatar Bild ist super, lol

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