Langsam bahnt sich die Kälte ihren Weg durch die feuchten Klamotten. Aus der Ferne hören wir leise die Wellen an den Strand plätschern. Sehen können wir die Förde allerdings nicht, schließlich ist es stockduster. Der anfängliche Nieselregen schlägt nach und nach in einen ausgewachsenen Wolkenbruch um. Doch wir harren aus und starren in die dunkle Nacht, mal wieder. „Blinkt nix“, so das knappe Fazit des Abends auf der patschnassen Rasenfläche vor unserer Ferienwohnung. Nach provisorischer Trockenlegung erfolgt die allabendliche Rückmeldung. Der Mann, der uns diesen Mystery ans Herz gelegt hat, wartet schon – gemütlich auf seiner Couch sitzend, neben sich ein prasselndes Kaminfeuer, vor ihm eine dampfende Tasse Tee – zumindest in unserer Vorstellung. Mittlerweile schleicht sich eine gewisse Routine in unseren Abendablauf ein: Nach Einbruch der Dunkelheit hinaus in den Regen. Zwischenzeitlich können wir die genaue Anzahl der Straßenlaternen, Leuchtreklamen, Parkbänke und Bäume benennen. Aber es blinkt nix. Und genau das soll es aber, sagt man uns, jeden Abend aufs Neue… Wir glauben an eine Verschwörung und hoffen, dass es nicht die ersten Zeichen einer Sehschwäche sind, die den Blick auf den gesuchten Satelliten trüben.
Bei Annie hörte sich das noch ganz easy an. Ein Mystery direkt vor der Urlaubshaustür. Und überhaupt Annie, der Ort an dem Dänemarks bester Hot Dog gebruzzelt werden soll. Hielten wir im Vorfeld natürlich für die Übertreibung des Jahrhunderts, schließlich haben wir schon diverse knallrote Würstchen im Pappbrötchen gefuttert – als Dänemarkurlauber und IKEA-Kunde, man kennt das ja. Was wir tatsächlich antrafen, war eine unspektakuläre HotDog-Bude neben einem rappelvollen Parkplatz mit phantastischem Blick auf die Flensburger Förde und die Ochseninseln. Halb Süd-Dänemark nahm dort sein Abendessen ein. Also eröffneten wir die erste Runde. Risted oder nicht, bestimmt eine Geschmacksfrage, wir bevorzugen die gegrillte Variante. Genau wie unsere fachkundige Begleitung blinker1980 und deichgraefin. Wie sich herausstellte, hat Frau Schultze ganz klar Trainingsbedarf, denn während alle anderen lebhaft über die zweite Runde diskutierten, kaute sie immer noch an Hot Dog Nummer 1, emsig aber vergeblich bemüht den ins Rutschen gekommenen Belag von der Jacke fernzuhalten. Lecker war’s trotzdem und sicher einen Ausflug über die Grenze in das hyggelige Nachbarland wert.
Falls bis jetzt der Eindruck entstanden sein sollte, dass wir unseren Urlaub auf Feuchtwiesen und an Würstchenbuden verbracht haben: Das täuscht. Letzendlich benötigt auch der gefräßigste Schlemmercacher mal eine Pause zur Kalorienverbrennung. Außerdem bietet die Gegend rund um Flensburg mannigfaltig Möglichkeiten sich den Tag mit der Suche nach ideenreichen Dosen zu vertreiben. Ganz klar in diese Rubrik fällt zum Beispiel der Cache Wall Mirrors am Friedenshügel, der uns schon bei Stage 1 ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte.
Begeistert haben uns die liebevoll handwerklich gestalteten Dosen des in keinster Weise „Fiesen“ Friesen, der übrigens während unseres Aufenthalts ein zweites Mal stolzer Papa geworden ist. Besonders erheitert hat uns sein waghalsiger Teufelsspringer der unerschrocken durch die Lüfte wirbelte.
Wer sich mit Flensburg und seiner Vergangenheit näher beschäftigen möchte, dem sei die einfallsreiche und sehr unterhaltsame Mystery-Serie Flensburger Geschichte(n) von blinker1980 ans Herz gelegt. Gesucht sind bemerkenswerte Persönlichkeiten oder ungewöhnliche Begebenheiten, die mit dieser Stadt verknüpft sind.
Wichtig: Die Stadt im hohen Norden bietet für den unbedeutende Normalbürger wie du und ich die einzigartige Möglichkeit sich in einem Goldenen Buch zu verewigen. Wer also schon immer mal mit Federkiel der Kalligraphie frönen wollte, hier ist die Gelegenheit mit der eigenen Signatur an einem Gesamtkunstwerk teilzuhaben. Okay, für die Pragmatiker unter uns: Ein Edding tut es auch.
Von den allesamt gut gemachten Caches rund um die Fußgängerzone, hat uns besonders der milde Multi gefallen, führt er doch erstens zu einer schönen Final-Location, „die wir ohne dieses Geokätsching nie gefunden hätten“ und zweitens – unverzichtbar für Schleckermäulchen – am Marien-Café vorbei. Ich sag nur Preiselbeer-Mohn-Marzipantorte. Yummi! Außerdem ist der Laden urgemütlich, ausgestattet mit Plüschsofas und einer riesigen Kaffeekannensammlung.
Den letzten Abschnitt dieses Urlaubs-Schlemmer-Cache-Berichts widmen wir unter anderem den Glückskindern, die rund um Glücksburg und Flensburg ihr Cache-Owner-Unwesen treiben. Mit Erfolg. Alle Dosen sind höchst phantasievoll versteckt, mit viel Liebe zum Detail und oft verbunden mit ausgefeilten Basteleien. Eine einfache aber sehr trickreiche Ausgabe fanden wir bei Zählen für Fortgeschrittene. Und hier zeigte sich mal wieder, nicht Quantität sondern Qualität macht’s. Während in unserem proppenvollen Cacherrucksack trotz ausgiebiger Wühlerei keine Spur vom geeigneten Equipment zu finden war, griff Frau deichgraefin ganz gelassen in ihr Umhängetäschlein und zückte das begehrte Stück.
Apropos, mit den Glückskindern schließt sich nun der Kreis. Wiese, Regen, Blinken – wer bis hierhin durchgehalten hat, erinnert sich vielleicht noch an den Anfang der Geschichte. Denn auch diese „never ending story“ verdanken wir diesem Cacheteam. Nun um es kurz zu machen: Um unser Augenlicht brauchen wir uns im Moment noch keine Gedanken zu machen. Es blinkte nix. Tatsächlich nicht. Der Satellit befand sich im Streik oder war schlicht arbeitsmüde. Wir statteten ihm am vorletzten Abend Dank ultimativem Hint lediglich einen kurzen Besuch ab, rangen ihm die benötigten Koordinaten ab und ließen den armen Kerl ansonsten in Ruhe. Den Zugriff zum Final verlegten wir auf den nächsten Tag, denn wir sollten kompetente Unterstützung erhalten. Und so war es der aus dem beschaulichen Mecklenburg-Vorpommern angereiste sandmann_sn, der den Vorstoß wagte und siegreich hervorging. Ein Grund zum Feiern, gebührend, mit Torte. Was sonst? Und weil’s so schön war abends gleich noch mal, bei Hopfen und Malz, zusammen mit unserem aufopferungsvollen Telephonjoker, standesgemäß auf einem 40 Meter langem Dreimaster, dem größten Travelbug, der uns bisher begegnet war – die Störtebeker. Mittlerweile ist das Schiff allerdings verkauft. Schade. Eine Kneipe mit ganz besonderem Flair. Das neue Ziel liegt in der Nähe von Bergen in Norwegen. Es kommt in gute Hände. Die Familie des Käufers hat das Schiff schon einmal besessen, zwischen 1929 und 1980. Es fischte für sie in rauer See – und in schlechten Zeiten. Und jetzt, da der Fischereibetrieb die Familie zu Wohlstand gebracht hat, kaufen sie die ehemaligen Schiffe des Unternehmens zurück, um sie in einem Museum zu schwimmenden Ausstellungsstücken zu machen.
Moin!
Ein sehr schöner Artikel. Ich war so frei und habe in unserem Forum beim GCHN mal auf den Artikel hingewiesen. Die Besuchszahlen könnten vielleicht etwas in die Höhe schnellen.
LG aus Flensburg! – Lars
@Blinker1980 Das erklärt auf jeden Fall eine gewisse räumliche Konzentration seit heute. 😀