Herr Schulze hat Geburtstag und wünscht sich eine Reise nach Prag, da war er noch nicht. Und weil bei Frau Schultze auch schon ein paar Jährchen seit ihrer Abi-Reise in die tschechische Hauptstadt ins Land gegangen sind, werden die Koffer gepackt und das GPSr befüllt.
Direkt vor dem Hotel können wir uns schon mal warmcachen, denn die gegenüberliegende Synagoge war einem Owner ein Döschen wert. Der danach anvisierte Weg in die Innenstadt gestaltet sich komplizierter als erwartet, da direkt um die Ecke zwar eine Straßenbahnhaltestelle liegt, dort aber kein Ticket erworben werden kann. Ticketautomaten gibt es in den Metrostationen, dort kann man allerdings auschließlich mit Münzgeld bezahlen, das wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht hatten, außerdem bekommt man dort kein 3-Tagesticket. Dieses wiederum ist nur an wenigen Schaltern in der Innenstadt erhältlich… Zwei Stunden und einen wohlverdienten Cappuccino später, statten wir dann endlich dem ersten von zwei Virtuals in Prag auf dem Altstädter Ring einen Besuch ab. Quer durch die Altstadt geht es weiter in Richtung Karlsbrücke. Dafür wird kein GPSr benötigt, einfach den Menschenmengen folgen genügt. Neben Virtual Nummer 2, der sich mitten auf dem jahrhundertealten Bauwerk befindet, wartet am anderen Moldauufer Europas meistgefundener Cache GC189E5. Ehrlich gesagt recht unspektakulär, doch die Location ist zumindest relativ muggelarm.
Für den sich einstellenden kleinen Hunger zwischendurch, gibt es an jeder Ecke kleine Stände, die „Trdelnik“ anbieten, ein süßes Hefegebäck, das auf Stöcke gerollt und gebacken wird. Klingt erst mal unspektakulär, doch direkt von der offenen Feuerstelle genommen, wird das Teil mit Zimt und Zucker bestreut und ( so mögen es wir am liebsten ) innen mit einer Schokoladencreme bestrichen. Sehr fein.
Es gibt diverse Multis, die zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt führen. Wir haben uns einen aus der Reihe PraGeo herausgesucht mit dem vielversprechenden Titel Secrets of Prague und damit einen Volltreffer gelandet. Selten haben wir einen so kurzweiligen Stadt-Multi gemacht, trotz der langen Wegstrecke. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten werden gestreift, sind aber nie das Hauptziel. Wir lernen so einiges an Kuriositäten kennen und darüberhinaus noch pittoreske muggelarme Plätze. Wer möchte kann auf dem Weg weitere Caches suchen. Speziell GC45832 hat uns dabei sehr gut gefallen. Auch die Lennon-Wall gehört gehört dabei zum Pflichtprogramm. Eigentlich eine ganz normale Wand in der Altstadt, die seit den 80er Jahren laufend neu mit von John Lennon inspirierter Graffiti und Liedtexten bemalt wird. Zumindest war das der Plan, mittlerweile sieht man zwischen den üblichen selbstverliebten Unterschriftdarbietungen mancher Touristen hin und wieder mal ein Konterfei von John Lennon. Kaum zu glauben, dass genau diese Wand 1988 Grund für einen Zusammenstoß zwischen Hunderten von Studenten und Sicherheitspolizisten auf der Karlsbrücke war.
Prima verbinden lässt sich die komplette Tour mit dem Petřín und dessen Aussichtsturm, einer Miniaturausführung des Eiffelturms. Der bewaldete Hügel ist ein Naherholungsgebiet und wird vorwiegend von Pragern besucht. Touristen haben wir nur wenige entdeckt. Unten im Turm gibt es ein kleines Selbstbedienungs-Café mit Kuchen in Knallfarben und erstaunlich guten Cappuccino.
Auf dem Weg zur Standseilbahn machen wir einen kleinen Abstecher zum Traditional Petrin Hill Gardens. Von hier hat man einen weiten Blick über die Stadt und die Prager Burg. Außerdem weicht die Dose deutlich vom üblichen Einheitsdesign ab.
Vor dem wohlverdienten Abendessen besuchen wir – wieder unten angekommen – die beiden Moldauinseln Střelecký ostrov und Slovanský ostrov. Eine echte Empfehlung für jeden, dem der Trubel in der Stadt etwas zu viel wird. Neben diversen Caches findet man hier immer wieder schöne Blicke auf die beiden Uferseiten und die touristenumtoste Karlsbrücke. Aber nun endlich Schnitzel – im Café Savoy. Den Namen der Location bringt man zugegebenermaßen eher mit Patisserie und weniger mit deftigen Genüssen in Verbindung, nichtsdestotrotz wurde uns das Café ausdrücklich wegen des panierten und ausgebackenen Fleischgerichtes empfohlen. Wir haben den Eindruck, sie können dort alles. Ein Kaffeehaus mit langer Tradition, prächtig ausgestattet mit Kristalllüstern, Deckenornamenten und Holzvertäfelungen. Die selbst noch am Abend gut gefüllte Patisserie-Vitrine lässt das Wasser im Munde zusammenlaufen. Jedoch auch das Schnitzel und der spezielle Kartoffelsalat aus dieser Gegend schmecken hervorragend. Zum Nachtisch gibt es frische Erdbeerknödel mit Frischkäse. Der eigentlich danach geplante Spaziergang in die Altstadt wird restlos gestrichen. Wir schaffen es immerhin uns in eine Tram zu setzen und lassen uns vollgefuttert zum Hotel chauffieren.
Viel Spaß haben wir bei einem Mystery am Hauptbahnhof. Schon das Rätsel, das sich bequem daheim lösen lässt, ist unterhaltsam. Wir haben das besondere Glück, dass pünktlich zu unserer Ankunft der rote Teppich ausgerollt wird. Leider nicht für uns. Wir betrachten geduldig hinter der Absperrung das Spektakel, das zu Ehren des österreichischen Bundespräsidenten aufgeführt wird, der Prag mit einem historischen Dampfzug verlässt. Mit beeindruckender Schnelligkeit machen sich die Sicherheitskräfte von dannen und wir können endlich zugreifen.
Nicht weniger kurzweilig ist der Traditional Porici, dem wir auf dem Weg zum Gemeindehaus, einem reichverzierten Jugendstilbau, einen Besuch abstatten. Der Pförtner scheint mittlerweile an die merkwürdigen Typen gewöhnt zu sein, die sich bei ihm mit GPS-Gerät in der Hand nach der hübsch verpackten Plastikdose im Hof erkundigen.
Sehenswert und daher ein Touristenmagnet ist das Jüdische Viertel. Eine perfekte Führung durch das Gebiet liefert der Multi Jewish Town, der uns diverse Synagogen und andere wichtige Punkte zeigt, vorbei an prächtigen Jugendstilhäusern, Denkmälern, sowie Cafés und Kneipen. Auch an Franz Kafka, der einen großen Teil seines Lebens in diesem Viertel verbracht hat, führt kein Weg vorbei. Direkt neben der Spanischen Synagoge reitet der Schriftsteller, in Bronze gegossen, hoch auf den Schultern eines überdimensionierten, körperlosen Anzugs der Sonne entgegen. Ein paar Ecken weiter befindet sich in Sichtnähe eines gut gesicherten Platzes, der Final eines der wenigen daheim gelösten Mysteries. Wahrscheinlich fällt bei so vielen Touristen der ein oder andere Suchende nicht weiter auf. Da wir noch auf ein Event angemeldetsind, machen wir uns auf die Suche nach einer Gaststätte für ein frühes Abendessen und landen im Lokàl. Der Fokus liegt hier beim Bierausschank und traditioneller tschechischer Küche. Die Location gefällt uns gut, schlichtes Design und viele Prager, die hier ihren Feierabend mit Freunden verbringen. Der Klassiker Gulasch mit Hefeklösen ist einwandfrei und die böhmische Suppe trifft unseren Geschmack, wenn auch die Zusammenstellung ihrer Zutaten auf den ersten Blick eigenwillig erscheint. Selbst Frau Schultzes Bier mit Himbeerlimonade wirkt gegen das sonst bei uns übliche schwäbische Radler etwas kurios, schmeckt jedoch trotz der rosa Einfärbung. Solchermaßen gestärkt kann das Event von uns aus losgehen.