Ein unerwartet freier Samstag und die blondierte Wetterfee faselt etwas von sommerlichen Temperaturen – diese Kombination kann nur eines bedeuten: Raus und Cachen. Die Bergstraße ist das anvisierte Ziel und weil keine Zeit zur Planung war, orientieren wir uns an den Favorite Points. Haben wir so konsequent bisher nicht gemacht, das wird bei der Gelegenheit also gleich mal getestet. Schnell noch die Hasenschnitzels ins Auto gepackt und gemeinsam düsen wir in Richtung Kurpfalz. Erster Stopp ist in Heidelberg auf einem ehemaligen Güterbahnhofsgelände, das sich die Natur links und rechts der angelegten Wege langsam wieder zurückerobert.
Weiter geht es zu Mandy’s Railway Diner. Ok wir müssen zugeben, die Namensgebung der Lokalität hat uns bisher bei jedem Heidelberg-Besuch davon abgehalten, eine Schlemmerpause einzulegen. Aber da unsere Mitfahrer in Kürze einen längeren USA-Urlaub planen, war eine Einstimmung auf die „kulinarischen Highlights“ des Landes unumgänglich geworden. Wir betreten um die sehr frühe Mittagszeit einen proppenvollen, zum Restaurant umgebauten Eisenbahnwaggon und merken schnell – hier kommt nicht nur die Speisekarte, sondern auch der Gast vorwiegend vom anderen Ende des großen Teichs. Eigentlich nicht verwunderlich, denn Heidelberg ist der älteste Militärstandort der Amerikaner überhaupt. Bis 2008 umfasste die gesamte Community 22.000 Menschen, bestehend aus Soldaten, Zivilangestellten und Angehörigen. Allerdings wendet sich das Blatt gerade, denn die Amerikaner haben sich entschlossen alle Standorte in dieser Stadt aufzulösen. Doch zurück zum Essen. Unser jahrelanges Zaudern hätten wir uns sparen können. Der Laden ist seit mehr als drei Jahrzehnten eine Institution, zu Recht. Die Burger waren einwandfrei, das Sandwich lecker ( hätte eine längere Röstung allerdings durchaus vertragen ), im Bananenmilchshake blieb der Strohhalm ob der cremigen Konsistenz gleich mal stecken und die Pancakes waren so wie sie sein sollen: mit Butter und Maple Syrup satt. Ein No-Go für Ernährungsphysiologen, für uns die überlebenswichtige Grundlage für einen langen, anstrengenden Cache-Tag. Schließlich lassen wir es heute krachen, mit einer maximalen Terrainwertung von 2,5 – praktisch hart an der Grenze zum Extremsport.
Die vollen Bäuche werden jetzt erst mal nach Bensheim transportiert. Denn von dort aus wollen wir uns langsam wieder in den Süden vorarbeiten. Ein Mini-Multi steht auf dem Plan. 60csx und 62s wirken etwas unentschlossen, so dass wir die erste Stage lediglich großzügig einkreisen. Nach einer Komplettumrundung ist es dann endlich geschafft und auch der kreative Final ist schnell gefunden. Den nächsten geplanten Tradi müssen wir leider ohne Logbucheintrag wieder verlassen. Hier ist schweres Gerät gefragt, acht mehr oder weniger starke Cacherhände sind leider nicht in der Lage, den wohl mittlerweile eingerosteten Verschluss zu öffnen und damit fabrizieren wir anstelle eines DNF ganz klar einen DNO.
Also machen wir stattdessen Halt in Weinheim, genauer gesagt steht ein Multi durch den Domhofbezirk an. Eine sehr schön ausgearbeitete Runde, bei der man spätestens an der letzten Stage seinen Grips einschalten sollte. Das gelingt uns nach ein paar ratlosen Momenten tatsächlich, so dass wir schnurstracks zum Final marschieren können. Ehre gerettet. Ortsunkundig wie wir nun mal sind, dachten wir das wäre schon die komplette Altstadt gewesen. Aber nein, Weinheim scheint voll zu sein mit idyllischen Fleckchen, denn weiter südlich geht es erst richtig los. Wir geraten mitten in eine Kerwe und lassen uns von einem weiteren Multi durch das pittoreske Gerberbachviertel leiten, immer schön zwischen den Kunsthandwerksbuden und Fressständen hindurch. Fotomotive en masse behindern ein wenig unser Vorankommen und selbst am Final ist Geduld angesagt. Kein Wunder, die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein. Eigentlich könnten wir uns hier noch den restlichen Tag über mit netten Multis die Zeit vertreiben, aber es zieht uns vorwärts nach Südwesten.
In Ladenburg angekommen, besuchen wir zuallererst einen Tradi um „einmal ganz unverbindlich in die Transzendenz zu reisen und nehmen es auch in Kauf, uns in der Vorhölle vielleicht mal die irdischen Fingerchen schmutzig zu machen“ ( Zitat Listing ). Auf jeden Fall hat es die Dose geschafft, ein breites Grinsen in vier Cachergesichter zu zaubern. Äusserst gut gelaunt geht es deshalb weiter, diesmal auf den Spuren von Bertha und Carl. Das, wofür die beiden weltbekannt wurden, ist zumindest als Nachbildung im Laufe der Strecke zu sehen, ganz nebenbei bei einem Blick durchs Fenster: Der Patent-Motorwagen. ER hat das gute Stück konstruiert, SIE hat mit dem Nachfolgemodell die erste automobile Fernfahrt absolviert. Genie und Powerfrau, die ideale Verbindung.
Dank dieser sehr liebevoll gestalteten Letterbox lernen wir die wunderschöne Altstadt von Ladenburg kennen, von deren Existenz wir bis dato gar nichts wussten. Schande über uns. Auf dem Weg zum Final kreuzen noch zwei andere Dosen unseren Weg, kann man ja nicht liegen lassen, selbst wenn sie nicht auf der To-Do-Liste stehen. Außerdem bietet eine davon einen fantastischen Ausblick über den hier sehr breiten Neckar. Davon können wir in Stuttgart nur träumen.
Bei Einbruch der Dunkelheit summen die Füße und der Magen fängt tatsächlich schon wieder an zu knurren. Höchste Zeit für die letzte Station an diesem Tag. Sie liegt in Heidelberg, womit sich der Kreis wieder schließt. Bei unserem Stamm-Italiener gibt es eine solide, ordentlich belegte Pizza ohne jeden Schnick-Schnack, serviert von gutgelauntem Servicepersonal im lauschigen Innenhof und zum Abschluss einen unspektakulären Mikro unter Linden.